Evol

Band
various artists: Gifkip / Makazoruki / Petrified Host / The Hitmachine / Pfaff / Fine China Superbone / Blues Brother Castro / Franco Formica / Gone Bald / Zzz
Format
CD
Jahr
2005
Label
Narrominded, That Dam!
Kennung
NM 023

Krischan am

Retro Retry

Im Vergleich zu den anderen Tribute- und Cover-Alben und -Compilations ist das hier ein konkretes Sonic-Youth-Album, das in originaler Song-Abfolge von zehn verschiedenen Bands aus den Niederlanden nachgespielt wird. Aber auch hier gilt: Gar nicht so schlecht!

Gifkip startet den Opener mit brötzmannschen Gitarren und schweinerockendem Zerrgesang, dass einem die Parallelen zum Original nur so aus den Ohren rieseln. Später klingt es durch den mehrstimmigen Gesang im Hintergrund angenehm nach frühen Weilheimer Tagen.

Makazoruki bleibt da sehr viel näher am Original, was Sound und Gebahren angeht, bei den expressiveren Gesangsstellen in der Mitte des Songs aber leider ein wenig zu zurückhaltend.

Ähnlich verhält es sich mit Petrified Hosts Stück, das recht brav daherkommt, auch wenn der Sound der Gitarren durchaus Härte zeigt.

Ganz anders geht da die Hitmaschine mit dem Geräusche-und-Gelaber-Stück von Lee Ranaldo um. Da werden blindlings Saiten geschreddert, wird wütend in kaputte Mikros gebrüllt und auf allem herumgedroschen, was in Reichweite kommt, dass es eine Freude ist und die ursprüngliche Version eigentlich nur für Kenner an einigen Stellen des Textes erkennbar wäre, wenn nicht in der Mitte des Stücks tatsächlich für einige Augenblicke das Original durchschimmern würde. Das dann aber schnell wieder unter einem Haufen Krach verschüttet wird. So ist’s richtig.

Auch Pfaff kreischt munter auf seine sägenden Gitarren ein, sich nicht von der zwar schrägen, aber doch recht poppigen Vorlage beeindrucken zu lassen, und stattdessen lieber zu metern und zu quietschen, was das Zeug hält.

Und so geht das unvermindert weiter. Fine China Superbone zerhackt das ohnehin merkwürdige Geschrammel in grobe Stücke, gießt einen Eimer rostige Nägel drüber und flambiert das Ganze nochmal mit einer Kelle alten Getriebeöls. Sie scheren sich auch nicht darum, dass das früher mal ein Instrumental-Stück war, und schreien sich ihre Freude über all die herrlichen Killer-Riffs und sicher auch die Stimme für die nächsten zwei Wochen aus dem Leib.

Nach einer Minute Ablenkung durch wildes Geschraddel auf der Quietsch-Gitarre kommt Blues Brother Castro ganz sanft und heimlich zurück zu seinem zarten Mädchen und säuselt ihr Anzüglichkeiten ins Ohr, während in der Ferne nur noch selten ein Laster vorbeidonnert.

Trashiges Geschrammel und wirres Geklöppel in abrupten Wechseln mit apathischem Akzent- und Fremdsprachen-Gelaber, das riecht nicht nur streng nach extremistischen Mathereien, das hat überhaupt nichts (Null!) mit dem Original zu tun, klingt aber nichts desto weniger durchaus unterhaltsam. Auch wenn Franco Formica eigentlich ein deutscher Latein-Tänzer ist.

Sehr nah an der Muster-Vorlage halten sich die rockenden Jungs von Gone Bald, aber die Autobahn ist ja auch schwer zu toppen. Mit dem langen und stiller werdenden Ende waren sie aber überfordert, damit können sie nichts anfangen, das hätten sie vielleicht lieber einfach mal links liegen lassen sollen.

Zum Abschluss kleben Zzz ihre ausgelaugten Kaugummis in sämtliche Ritzen ihres billigen elektronischen Equipments und überschwemmen die in den grauen Morgen flüchtenden Massen mit übersteuertem Krach, der von Sonic Youth ganz anders, nämlich total öde gecovert wurde.

Hier könnte eigentlich ein Video hin.

Die CD lag übrigens ursprünglich einem Magazin (That Dam!) bei, für das dann Lee Ranaldo auch einen Text beigesteuert hat. Vermutlich sein übliches Beat-Geschwurbel.

Was ist eigentlich mit der Album-Version von Beck? Der wollte das doch auch mal in Gänze covern. Wurde wiederholt gemunkelt. Täte mich ja sehr interessieren.

Ach, und die CD muss man sich nicht kaufen, wenn man nicht will, man kann sich die Musik auch einfach so runterladen. Wenn man aber doch will, und die erste Sendung flutscht der Post hinter den Heizkörper, dann schickt einem der Lars von Narrominded in der zweiten Sendung sogar noch zwei Gratis-CDs mit. Also seid ma nich so.

Koofen!

Tracks

  1. Tom Violence [Gifkip]
  2. Shadow Of A Doubt [Makazoruki]
  3. Starpower [Petrified Host]
  4. In The Kingdom #19 [The Hitmachine]
  5. Green Light [Pfaff]
  6. Death To Our Friends [Fine China Superbone]
  7. Secret Girl [Blues Brother Castro]
  8. Marilyn Moore [Franco Formica]
  9. Expressway To Yr Skull [Gone Bald]
  10. Bubblegum [Zzz]

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