Hm. Schwierig. Aber es hilft nichts: Das waren Nazis. (Heute stellt sich Sänger Landa hin und sagt, sie wären keine Nazis gewesen, sondern missverstandene Patrioten; fällt irgendwann wenigstens einem von denen mal was anderes ein?) Das Spiel mit dem White-Power-Symbol ist eindeutig, die Songtitel legen es nahe, und die Texte laut einem tschechischem Mädel, das uns junge Punks auf dem Zeltplatz in Jetřichovice verwundert auf die Musik aus unserem Kassettenrekorder hin ansprach, auch. Da hilft alles Rausreden gar nichts, von wegen, die Band wäre ja auch auf dem mit linken Symbolen versehenen Compilation-Album »Rebelie – Punk ’n’ Oi!« mit drauf. Und von wegen, bei den Tschechen hätte der Antikommunismus auch in der Punk-Szene ja immer schon tiefere Wurzeln als in der eindeutig links orientierten Szene der Ex-DDR. Und von wegen, Oi! stünde ja für unpolitisches Zusammenstehen von Punks und Skins.
Naja. Eine Zeitlang war das aber auch alles egal, wir waren ja in der Dresdner Autonomen-Szene ohnehin links, und rechte Musik kann da nichts dagegen ausrichten, und wenn sie cool ist (was sie in Wirklichkeit nur selten war), dann haben wir sie halt trotzdem gehört. Und es kursierten Kassetten, die zusammen mit Jacken und Schuhen irgendwelchen verhauenen Nazis abgenommen wurden: Störkraft, Endstufe, Radikahl. Böhse Onkelz sowieso.
Aber das hier war noch vorher, das haben wir uns gekauft, als wir Anfang der Neunziger mit Schulfreunden regelmäßig Urlaub auf den billigen tschechischen Zeltplätzen in Grenznähe gemacht haben. Dazu gehörte auch immer ein Besuch im Plattenladen von Děčín, wo wir nach einheimischem Punk und Metal gefragt haben, das kam uns so völkerverständigend vor, da haben wir bei den politischen Ansichten der Musikanten gern ein Auge zugedrückt, man kann ja als Deutscher den Tschechen nicht gut beibringen wollen, was die sich so zu denken haben.
Und die Musik? Naja, Oi!-Punk halt: kurze Vier-Akkord-Songs mit rauem Gröl-Gesang, mittlerem Tempo und Bratzel-Sound, ab und zu was witziges (?) aus der Schlagerecke einstreuend. Ein paar der Songs haben mir immer prima gefallen. Aber durch die tschechischen Texte klingt das ganze in meinen Ohren immer ein bisschen nicht ganz ernstzunehmend. Bin ich jetzt auch Rassist?
Die habe ich übrigens zusammen mit neunzehn anderen nicht mehr benötigten Schallplatten meinem Bruder aus den Rippen geleiert.
Tracks
- Álíb Agil
- Noční Kluby
- Skinhead
- Zahrádka
- Oi! Oi! Oi!
- Perník
- Orlík
- Faschos
- Skinheadskej Stát
- Bílej Jezdec
- Pivečko
- Euroskin
- Zelený Krávy
- My Proti Nám
- Čech
- Vozová Hradba
- Viktorka Žižkov
- Karel G. Mit Uns
- Pánové